Die Deutsche Meisterschaft 2017 (Teil 3/3): Sonntag, 2. Turniertag

Hier ist jetzt der finale Teil meiner DM-Erlebnisse! Falls ihr die ersten beiden Teile noch nicht gelesen habt, könnt ihr das hier (Teil 1) und hier (Teil 2) nachholen!

Ein sonniges und erholtes erwachen. Oder: „Der Wecker hat schon wieder nicht geklingelt!“

Es ist Sonntag und die Wecker klingeln heute noch früher als gestern, denn wir müssen nicht nur ziemlich früh unser Zeitstaffelfinale bestreiten, sondern müssen auch noch die Taschen und Koffer packen, die wir in den letzten beiden Tagen liebevoll in unserem Zimmer verstreut haben. Ein Wecker klingelt jedoch früher als erwartet: Gegen 3:15 Uhr klingelt das Handy von meinem Bruder, das ich trotz meines Tiefschlafes hören kann. Mein Bruder reagiert aber schnell auf das Handy und schaltet es ab, sodass ich meinen Schönheitsschlaf fortführen kann.
Drei Stunden später weiß er davon aber nichts mehr: „Verdammt! Der Wecker hat schon wieder nicht geklingelt! Jetzt sammel ich meine Pokémon-Arenen wieder nicht rechtzeitig ein!“
Ja klar… Nicht geklingelt. Lügenpresse!

Trotz dieser kurzen Schlafunterbrechung fühle ich mich aber wieder sehr erholt und um 8:30 Uhr verlassen wir unser Schmuckstück von Ferienhaus mit guter Laune, viel Sonne, kalten Händen und einem vollen Kofferraum.

© Elke Klingelhöfer

Gegen 9 Uhr sind alle Quickborner an der Mehrzweckhalle und ich verliere heute keine Zeit, mich am Aufwärmtisch breit zu machen und meine Hände warmzustacken. Eine halbe Stunde habe ich, um mich zumindest im 3-6-3 auf Betriebstemperatur zu stapeln. Für ein kurzes „Guten Morgen!“ an Anna, Carlotta und Jill und einem verwunderten Blick auf das Fehlen meines Freundes Jupp reicht die Zeit trotzdem: „Der ist über Nacht leider krank geworden. Wir sind auch gestern Abend alle echt früh ins Bett gegangen.“, sagt Anna.
Oh man… Ärgerlich, zu Turnieren krank zu werden. (Stimmt’s, Finja? 😉 )
Für die Deutsche Meisterschaft war eigentlich eine private Stacking-Revival-Party mit vielen Stackern aus deutschen Anfangszeiten geplant, die früher sehr aktiv waren, aber aktuell eher selten die Becher aus dem Schrank holen. Das heißt: Wiedertreffen, mal wieder an einem Turnier mitmachen (und wie Anna einfach trotzdem Vizemeisterin ihrer AK werden 😀 ) und ganz viel Spaß haben. Wie früher eben!
Doof aber, wenn die Meute nur zur Hälfte zusammenkommt und zwischendurch auch noch jemand krank wird.

So blöd so ein Krankheitsausfall auch sein mag: Für mich als Stacking-Kontrahent von Jupp bedeutet das natürlich eine erhöhte Chance, im Einzelfinale auf einem Podium zu landen. Aber darüber zerbreche ich mir aktuell noch keinen Kopf, denn jetzt hat erstmal unsere Staffel Vorrang.
Mit einer 2,81 während des Aufwärmens gebe ich mich erstmal zufrieden und gehe dann mit dem Rest der SSTQ Open zum Warmup-Bereich für die Finalläufe.

Das erste Finale. Oder: der 5. Mann hat seinen zittrigen Glanzmoment

Da wir gestern die schnellste Zeitstaffel unserer AK waren, sind wir auch erst ganz am Ende dran. Eigentlich befinden sich in einem Staffelfinale vier Staffeln, doch durch den Ausfall von Jupp fällt auch deren gesamte Staffel aus, sodass nur noch drei Staffeln um den Titel stacken: Die SST Collegiates, das Team of the year und wir, die SSTQ Open. Alle haben das Zeug dazu, den ersten Platz zu belegen; in der Qualifikation lagen die Zeiten dieser drei Staffeln innerhalb von 0,7 Sekunden. Es wird also spannend.

Das Team of the year legt vor und setzt mit 14,99 Sekunden im zweiten Versuch bereits eine schwer zu erreichende Duftmarke. Die SST Collegiates kommen mit 17,90 Sekunden nicht heran und auch wir werden alles geben müssen, um diese Zeit zu unterbieten.
Der Ablauf bleibt der gleiche wie am gestrigen Tag: Versuch eins und drei mit Markus, der zweite Versuch mit mir.

Los geht es. Erster Versuch. Daniel beginnt, aber innerhalb der ersten 2 Sekunden rutscht schon ein Becher während des Upstacks runter und beim nächsten Downstack fliegen die Becher hinter den Tisch. Er holt die Becher zwar schnell wieder, ist aber dadurch erst nach 7 Sekunden mit seinem 3-6-3 durch. Obwohl der Versuch für mich als Außenstehender schon gestrichen erscheint, sind die überbliebenen Quickborner ‚im Tunnel‘ und versuchen noch, das Beste rauszuholen. Aber tatsächlich passiert jedem Quickborner ein Fehler oder zumindest ein Vergreifer, sodass der erste Versuch mit 30,00 Sekunden endet. Wo vorher bereits etwas Nervosität war, ist jetzt zusätzlich enorm großer Druck.

Zweiter Versuch. Mal schauen, ob ich vielleicht die nötige Sicherheit reinbringen kann. Eigentlich liegt mir der 3-6-3 und in Staffelläufen bin ich in der Regel auch ziemlich sicher, aber eben etwas langsamer als meine Staffelkollegen. Aber in den Aufwärmversuchen haben wir gesehen, dass auch mit mir niedrige 14er-Zeiten möglich sind. Auf diese Hoffnung bauen wir jetzt.
Daniel geht zurück zum Tisch, legt seine Hände auf den Timer und legt los. Dieses Mal kommt er fehlerfrei durch. Nach 2,3 Sekunden läuft er zurück und stampft lautstark neben mir ein – das akustische Zeichen für mich, loszulaufen und mein Bestes zu geben. Ich laufe also zum Tisch und stapel den ersten 3er sicher auf. Beim 6er kriege ich mit der rechten Hand nicht sofort alle Becher gegriffen, sodass ich da nachgreifen muss. Den Rest bringe ich zwar sicher über die Bühne, aber dieser kleine Fehler könnte bereits wertvolle Zehntelsekunden kosten.
Ich laufe zurück, stampfe neben Finja ein und ärgere mich kurz über diesen unnötigen Fehler.
In diesen 5 Sekunden, die ich für das Loslaufen an der Linie, für das Auf- und Abstapeln des 3-6-3 und für das Zurücklaufen zur Linie benötige, schießen einem unendlich viele Gedanken durch den Kopf. In meinem Kopf klang das ungefähr so:

„Okay. ganz ruhig. Nochmal tief durchatmen. Daniels Versuch war ziemlich gut, also bloß jetzt keinen Fehler machen und die Chance verhauen. Du schaffst das… Okay, der erste 3er war doch schon mal gut… Verdammt, wieso vergreife ich mich jetzt bei dem 6er? Wieso passiert sowas immer dann, wenn es darauf ankommt? Im Warmup geht das doch sonst auch. Egal. Sicher Weitermachen. Vielleicht reicht’s ja trotzdem… Okay, zum Glück den Rest sicher durchbekommen. Aber oh je, war das alles langsam. Das geht besser. Tut mir leid, Team. Verdammt!“
Nach meinem Stampfer drehe ich mich um und hoffe, dass Finja und Felix sicher und schnell durchkommen. Aber sehr souverän bringen sie diesen Versuch zu Ende, was mich zwar etwas beruhigt, aber was mich irgendwie doch noch mehr zum ärgern bringt, da ich somit als einziger die Staffel verlangsamt habe. Ein Blick auf die Zeit verrät: 15,49 Sekunden. Platz 2. Ohne meinen kleinen Vergreifer wäre es wohl knapp unter der Zeit von Team of the year gewesen.

Na gut, dann ist das eben so. Ein Versuch bleibt uns ja noch, und jetzt können die vier ohne Rücksicht auf Verluste ihr ganzes Potenzial entfalten. Doch als bei Markus dann ein Becher runterfällt, ist die zweite Zeit gesetzt. Somit sind wir Vizemeister! Wir freuen uns zwar über den nächsten Titel, aber beflügelt von den gestrigen Erfolgen, sind wir doch etwas enttäuscht, dass es heute nicht ganz gereicht hat.

Zurück am Aufwärmtisch, erfahren wir, dass es für Fynn und Ralf in der Staffel besser lief und beide Deutscher Meister geworden sind. Glückwunsch!

Ein wenig später geht dann an den Aufwärmtischen plötzlich ein Gerücht herum: „Leute, vermutlich sind wir doch Erster in der Staffel!“ Ich werde hellhörig und will natürlich sofort alles wissen. Daniel und ich gehen zur Videokontrolle, wo Timo Böhm schon fleißig die Aufnahmen der Staffelläufe Bild für Bild durchgeht. Und tatsächlich: Übertrittsfehler beim Team of the year, das heißt die 14,99 ist ungültig! Unsere 15,49 dagegen ist sauber, sodass wir auf den ersten Platz rutschen. Wir können unser Glück kaum fassen, laufen zurück zum Aufwärmtisch und erzählen den anderen davon. Jetzt sind wir also schon dreifacher Deutscher Meister!

Doppelfinals und Zeitvertreib. Oder: „Hey! Das ist meine Flasche!“

Mit dieser neuen Motivation geht es jetzt weiter in die Doppelfinals. Während sich Felix, Finja, Markus und Fynn vorbereiten, habe ich Sendepause und frühstücke erstmal; heute aber tatsächlich noch am Morgen und heute mal ein belegtes Brötchen und eine Laugenbrezel statt Pommes. Nach meinem Frühstück nutze ich meine freie Zeit, um meine Kamera wieder auf ein paar Gesichter zu halten und sonst mit den anderen Zuschauern mitzufiebern, wer denn nun im
Doppel den Meistertitel holt.
Gut, dass wir von unserem ersten Gedanken, die Reise nach Butzbach mit dem Flugzeug anzutreten, abgekommen sind, denn da sich Fynn mit dem dritten Platz im Doppel schon wieder eine Medaille verdient, hätte es bei so viel Metall im Koffer sicherlich Probleme gegeben. 😀

In der AK 16U gibt es dann wieder ein quickborninternes Duell. Felix und Finja lagen in der Qualifikation nur 0,04 Sekunden hinter Markus und Fabian, sodass diese beiden Doppel Platz 1 und 2 belegten. Felix und Finja müssen im Finale also vorlegen. Bisher gilt es eine 9,93 von Selina Pototzki und Gina Marie Matheis zu schlagen, aber wenn die beiden sicher durchkommen, sollten die beiden im niedrigen 7er-Bereich liegen. Und genau das schaffen sie auch: Mit 7,25 Sekunden übernehmen sie aktuell die Führung.
Dann sind Markus und Fabian an der Reihe und die beiden müssen jetzt schon mit etwas angezogenem Tempo stacken, um diese Zeit zu unterbieten. Aber irgendwie ist hier gerade der Wurm drin: In jedem Versuch fallen Becher runter, sodass keine Zeit unter 10 Sekunden bleibt. Damit rutschen die Favoriten aus der Qualifikation sogar auf den letzten Platz, was die beiden sicherlich ärgern wird. Ihre potenzielle Geschwindigkeit konnten sie aber trotzdem sehr gut zur Schau stellen, sodass die Zuschauer von allen Teilnehmern begeistert sind und euphorisch für alle applaudieren.
Damit ist das Titel Nummer 4 für Finja und Felix!

Nun gehen die großen Einzelfinals los, jedoch sind Felix, Markus, Daniel und ich erst im letzten
Durchlauf dran. Während sich die anderen also schon mal etwas warm machen, haben wir genug Zeit, um viel Quatsch zu machen.
Wie zum Beispiel:
Bottle Flips auf das erhöhte, breite Holzgeländer, aufdie ca. 5 Meter hohe Fensterbank oder auf das kleine Schutzgitter der Notausgangslampe! Eigentlich ist der Bottle Flip ja sowas von 2016, aber beim Sport Stacking sind wir, was solche Trends angeht, sowieso etwas hinterher. Da kommt auch mal ein Dab von 2015 oder eine Fahrt mit dem Hoverboard vor, die im Jahr 2014 ihren Ursprung haben. Wenn wir also noch ein bisschen warten, tanzen wir demnächst den Gangnam-Style nach einem erfolgreichen Stack. 😉

 

 

Nachdem es auf dem Holzgeländer mit den 0,5l-Flaschen offenbar nicht so gut klappt, macht sich mein monatelanges Training im PET-Flaschen-Bootcamp (a.k.a. Famila-Getränkemarkt) plötzlich bezahlt und ich setze eine 1l-Flasche im ersten Versuch gekonnt auf die Fensterbank.
Mit einem dabbenden Abgang gehe ich aus der Menge, als mich Alexander Balz zu sich ruft: „Warst du das eben mit der Flasche?“ Ich antworte stolz: „Haha, ja klar!“
„Na toll“, sagt er lachend, „Das war meine Flasche und ich ich will jetzt was trinken. Wie komme ich da jetzt wieder ran?“
Uups. Naja. Die Flasche war eh fast leer. Und wenn die anderen da noch ihre Bottle Flips ausprobieren, kommt die Flasche eh irgendwann wieder runter. 😀

Die finalen einzelläufe. ODER: „Wie spannend kann dieser Sport bitte sein?!“

Aber jetzt genug Quatsch für den Moment. Es ist Zeit zum warm machen für das Finale. Und während wir uns wieder zu den Aufwärmtischen begeben, sind Fynn, Ralf, Gabi und Christian bereits mit ihren Finalläufen im Einzel dran.
Fynn arbeitet weiter an seiner Metallsammlung und holt sich den dritten Platz im 3-3-3 und rutscht im Cycle auch nur knapp mit 0,18 Sekunden Unterschied an einer weiteren Bronzemedaille vorbei.
Für die anderen reicht es leider für kein Podium: Platz 5, Platz 4 und Platz 10 für Christian, Ralf kommt in allen Disziplinen auf Platz 9 und Gabi beansprucht die Plätze 6, 8 und 10 für sich.

Inzwischen machen sich auch die anderen Quickborner für ihr Finale warm. Den Anfang macht Finja, aber hier bahnt sich offenbar die gleiche Belastung an wie bei mir gestern: Finja plagen  leichte Kopfschmerzen. Außerdem macht sie sich mehr Sorgen als sonst, ein gutes Finale abzuliefern. Bei einer Deutschen Meisterschaft verständlich, weswegen ich ihr ein bisschen Beistand leiste. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie das Finale – wie immer – mit Bravour packen wird.
Und so kommt es auch: Selbst Kopfschmerzen können Finja nicht aufhalten, sodass sie nicht nur ihre AK dominiert, sondern auch die schnellsten Finalzeiten unter allen weiblichen Teilnehmern stackt. Beeindruckende Leistung! Damit holt Finja das Maximum an Titeln heraus und ist nun 7-fache Deutsche Meisterin!

Nun kommt der letzte Finaldurchlauf, in dem Felix, Markus, Daniel und ich unser Bestes geben müssen. Da sich mein Finaltisch ganz außen in der Nähe der Aufwärmtische befindet und der Finaltisch von Markus und Felix am komplett anderen Ende der Halle steht, bekomme ich nicht wirklich mit, was die beiden für Zeiten stacken. Und auch bei Daniel ist es schwer, durchgehend aufmerksam zu sein, weil ich mich natürlich auch auf meine Aufwärmversuche und auf meine Gegner konzentrieren muss.
Mein oberstes Ziel für das Finale: Besser sein als in der Qualifikation. Aber das sollte eigentlich nicht so schwer sein. Ansonsten habe ich durch den Ausfall von Jupp tatsächlich reelle Chance, aufs Podium zu kommen. Genau so hat mir die Qualifikation aber auch gezeigt, dass alle in meiner AK zeitlich ziemlich nah beieinander liegen und dass somit ein spannender Wettkampf auf uns wartet.

Das Finale im 3-3-3 beginnt. Ich bin in der Qualifikation Letzter geworden, also eröffne ich das Finale in der AK Masters 1. Eigentlich gar nicht so schlecht, denn so muss ich mir keine Gedanken um schnelle Zeiten machen, die ich übertrumpfen muss. Ich starte also ganz sicher mit 2,55 und verbessere diese im letzten Versuch auf 2,39 Sekunden. Nicht atemberaubend, aber solide.
Nach meinen Versuchen kümmere ich mich keine Sekunde um die Zeiten der anderen, sondern konzentriere mich voll auf meine Vorbereitung für das 3-6-3-Finale. Hier lag ich in der Qualifikation auf Platz 5, also habe ich jetzt noch viel Zeit, mich zu schnelleren Zeiten anzutreiben. Dann bin ich wieder an der Reihe. Jetzt ist auch Finja bei mir und unterstützt mich, wie ich es in ihrem Finale getan habe. Ich lege vor mit 2,93 Sekunden – leicht besser als in der Qualifikation, also schon mal gut. Der zweite Versuch wird nichts, aber nach einem motivierenden „Nicolas ahoi!“ verbessere ich mich im letzten Versuch auf 2,88 Sekunden. Damit bin ich erstmal zufrieden und gehe zurück zum Warmup-Tisch, denn jetzt steht noch mein Problemkind unter den Einzeldisziplinen an.
Im Cycle bin ich in der Qualifikation auf Platz 9 gewesen, deswegen muss ich wieder früh ran. Aber gleiches Spiel wie im 3-3-3: Mit weniger Druck für mich schaffe ich es, eine zittrige 8,69 in meinem besten Versuch hinzulegen. Hauptsache ne 8er – nach der verkorksten Qualifikation kann ich nicht mehr erwarten.

Als ich mit meinem Finale durch bin, weiß ich noch immer nicht, auf welchen Plätzen ich letztlich gelandet bin. Diese Information will ich erst zur Siegerehrung haben. Viel wichtiger ist es jetzt, die Zeiten der anderen Quickborner zu erfahren, denn wie gesagt, habe ich fast nichts mitbekommen.
Daniel verpasst leider super knapp die Goldmedaille im 3-3-3. Ein leichter Vergreifer verbietet es ihm, eine 1,7x zu stacken und somit Son Nguyen, Maximilian Odia und Lukas Drexelius hinter sich zu lassen. So ist er mit 1,815 Sekunden 0,004 Sekunden langsamer als Lukas und landet damit auf Platz 4. Im 3-6-3 reicht es dann für Bronze, aber auch da fehlen nur 0,02 Sekunden für Silber. Der Cycle ist bei Daniel leider genauso tückisch wie bei mir, nur leider geht es bei ihm heute etwas schlechter aus: Mit 7,47 Sekunden reicht es nur für den 7. Platz.

Als ich zu Felix und Markus gehe, stehen sie gerade vor dem Cycle-Finale. Und wie es aussieht, stacheln sie sich wieder zu Bestleistungen an: Felix hat mit 1,67 Sekunden und 2,02 Sekunden bereits zweimal Gold geholt, aber Markus war mit 1,71 Sekunden und 2,05 Sekunden beide Male haarscharf dran und hat sich Silber gesichert. Ich wünsche den beiden ein letztes Mal viel Glück und gehe ins Publikum, wo alle schon gespannt auf die beiden warten.

Da Markus in der Qualifikation eine unglaubliche 5,71 vorgelegt hatte, muss Felix den Anfang machen. 7,05 Sekunden von Michael Nerlich gilt es aktuell zu toppen.
Felix beginnt mit einer sicheren 6,42. Solide Führungsübernahme. Aber für Markus wird die Zeit vermutlich nicht reichen, deswegen muss Felix versuchen, noch einen draufzusetzen. Im zweiten Versuch zieht er auf eine Geschwindigkeit um die 6,0 Sekunden, aber leider bricht ihm der 10er-Turm zusammen. Im dritten Versuch sammelt er sich jedoch ein letztes Mal und verbessert sich auf 6,258. Das kann reichen, muss aber nicht zwingend.
Jetzt kommt Markus und auf ihm lastet ganz schön großer Druck. Durch seine Qualifikationszeit ist er in der Favoritenrolle; außerdem hat er in den vorherigen Disziplinen knapp nur Gold verpasst, was er jetzt natürlich ändern will.
Los geht’s. Er ist bereit, motiviert, konzentriert. Doch leider macht er im ersten Versuch mehrere Fehler und am Ende ist der Stack sogar ungültig. Jetzt muss er sich entscheiden: Auf Sicherheit gehen und einen sicheren Podiumsplatz hinter Felix holen oder auf Geschwindigkeit gehen und der erhöhten Gefahr ausgesetzt sein, dass die Becher wieder fallen und es am Ende ähnlich wie im Doppel ausgeht?
Er versucht, eine Mittellösung zu finden und stackt sich mit 6,266 Sekunden auf den 2. Platz. 0,008 Sekunden liegen gerade Mal zwischen den beiden. ACHT TAUSENDSTEL! Könnt ihr mal bitte aufhören, das so spannend zu machen?!
Letzter Versuch jetzt für ihn. Jetzt muss er volles Risiko gehen, sonst hat er keine Chance mehr, auf den ersten Platz vorzurutschen. Aber schon beim ersten 6er vergreift er sich und so kommt er einfach nicht mehr an die Zeit von Felix heran. Ein großartiges Finale – viel spannender kann man es gar nicht gestalten! Damit steht fest: Markus ist 3-facher Deutscher Meister und 3-facher Vizemeister, Felix dagegen schafft es wie Finja, ganze 7 Meistertitel nach Hause zu holen!

La grande Finale! Oder: Totenstille im Stack of Champions

Puuuh! Bei der atemberaubenden Vorstellung erstmal wieder durchatmen. Die Traube im Zuschauerbereich löst sich wieder etwas auf und verteilt sich zum Teil auf der Tribühne, um schonmal die ersten Sachen zu packen und sich anschließend einen guten Platz für das große Finale zu sichern, zum Teil begibt sie sich aber auch zur Siegerehrung, wo noch viele Medaillen auf ihren neuen Besitzer warten.

Auch ich begebe mich zur Siegerehrung, denn noch weiß ich ja gar nicht, ob ich irgendein Podium erreicht habe. Aber dann werde ich von Elke Klingelhöfer, die die Siegerehrung moderiert, aufgerufen: „Platz 3 im 3-6-3 geht an Patrick Kern!“ Und auch im Cycle schaffe ich es, mir eine Bronzemedaille zu erstapeln. Auch für mich ist das somit die erfolgreichste DM, an der ich bisher teilgenommen habe!

Im Teilnahmebereich wird schon fleißig umgebaut für das Stack of Champions bzw. für das StackOff. Hier dürfen in jeder Disziplin die jeweils drei schnellsten Tagesstacker nochmal ran und können versuchen, ihre Zeit aus dem Finale zu unterbieten. Finja und Felix schaffen es wegen ihrer tollen Finalleistungen in allen drei Einzeldisziplinen und im Doppel, sich für das StackOff zu qualifizieren. Markus gesellt sich im 3-3-3 und im 3-6-3 dazu. Und auch mit der Staffel haben wir es unter die Top 3 geschafft, sodass ich bereits meine zweite StackOff-Teilnahme zelebrieren kann!

Nach der Siegerehrung verteilen sich alle Zuschauer auf der Tribühne und warten gespannt, bis Burkhard Reuhl das StackOff eröffnet. Als er dann die erste Staffel ankündigt und diese sich in Startposition begibt, herrscht in der Halle plötzlich Totenstille. Es ist erstaunlich, wie ruhig über 230 Leute in einem Raum sein können; wäre eine Stecknadel auf den Boden gefallen, hätte man sie definitiv gehört. Doch diese Ruhe bleibt nur so lang, bis die Teilnehmer mit ihrem Versuch fertig sind, denn dann geht die Stille in lauten Applaus über.

In unseren drei Staffelversuchen schaffen wir leider keine Verbesserung und rutschen sogar noch einen Platz ab, da sich die Staffel SST and JJ auf 15,31 Sekunden verbessern kann und somit schneller als unsere 15,49 aus dem Finale ist.
Im Doppel verbessern sich Finja und Felix auf 7,21 Sekunden, jedoch behalten sie durch eine Verbesserung von Son Nguyen und Nikolas Werner auf 6,82 den zweiten Platz.
Im Einzel verbessert bleibt Finja durchweg Führende, kann sich aber auf 2,12 im 3-6-3 verbessern. Markus verbessert sich im 3-3-3 auf 1,64 Sekunden und übernimmt kurzzeitig die Führung, aber Felix schlägt auch diese Zeit wieder knapp mit 1,63 Sekunden. Im 3-6-3 rutscht Markus leider ohne Verbesserung auf Platz 3 ab, Felix bleibt auch hier schnellster Tagesstacker. Im Cycle schiebt sich dieser mit einer 6,19 für kurze Zeit auf Platz 2, aber Son Nguyen toppt mit einer unglaublichen 5,65 nicht nur die Zeit von Felix, sondern übertrumpft auch die Finalzeit von Nicolas und holt sich somit den Tagessieg in der Königsdisziplin!

Das StackOff endet mit der Bekanntgabe der Gewinnerin des Tombolahauptpreises, der Ehrung der Saisongewinner in jeder AK und der männlichen und weiblichen Top 10 der Overall Champion-Series. Auch hier sind die üblichen Verdächtigen wieder vertreten: Felix und Finja werden Saisonsieger ihrer AK, und in der Overall Champion-Series schaffen es Daniel auf Platz 6 und Markus auf Platz 3 der Jungs und Finja auf Platz 1 der Mädchen. Bei Felix war es bis zum Schluss unklar, ob er sich im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Son Nguyen durchsetzen konnte. Aber es reicht tatsächlich knapp für Platz 1! Damit kommen offiziell die schnellsten Stacker Deutschlands aus Quickborn!

Die Heimfahrt. ODER: Ein stolzer Recap des Wochenendes

Damit endet auch schon die 12. Deutsche Meisterschaft. Zwei Tage voller Spannung, Nervosität, Ärger, Freude und Kälte liegen hinter uns und ich kann gar nicht ausdrücken, wie stolz ich auf unser Team bin. Wer hätte gedacht, dass aus unserer kleinen Gruppe aus dem Hamburger Vorort mal so eine starke Truppe wird, die um die größten Meistertitel kämpfen? Ich jedenfalls nicht. Um so mehr freut es mich, ein Teil dieser Truppe zu sein und mich zusammen mit ihr über die großartigen Erfolge zu freuen. Chapeau!

Der Zeitplan ist abgearbeitet – das Turnier ist vorbei. Jetzt heißt es: Tschüss sagen, den Teilnehmern für die bevorstehende Weltmeisterschaft in Taiwan viel Erfolg wünschen und hoffen, dass das nächste Turnier in Deutschland nicht zu lange auf sich warten lässt. Christian, Fynn, Daniel und ich machen uns nach einem anschließenden, kurzen Abstecher bei Subway dann auf den langen Heimweg, aber mit stundenlangen Gesprächen über die Turniererlebnisse, über neue Konzeptideen für unsere Homepage und über spannende Netflix- und Amazon Prime-Serien vergeht die Fahrtzeit wie im Fluge, sodass wir ohne weitere Umstände den hohen Norden erreichen. Kaum haben wir die Abfahrt ‚Quickborn‘ genommen, stehen wir auch schon wieder auf unserem Hof, wo die ganze Reise am Freitag begonnen hat. Eine letzte Verabschiedung, dann fährt Christian wieder vom Hof und wir betreten vollbepackt und medaillenklimpernd unser schönes, warmes Zuhause.

Kommentar verfassen